Christine Eschlbeck - Wirkung erzielenFührung durch Körpersprache

Mit Körpersprache Profil zeigen

Tina, Führungskraft und noch ganz neu in ihrer Rolle, kommt aufgeregt in ihr erstes Meeting: „Guten Morgen, Kai. Äh, wir haben das Projekt gewonnen, und, äh, du könntest die Verantwortung für das Projektcontrolling übernehmen.“ Kai, einen Kopf größer als Tina und schon länger im Unternehmen als sie, grummelt: „Hm, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.“ Tina zieht den Kopf ein und die Schultern hoch und erwidert leise: „Ich dachte, du freust dich. Äh, das wäre doch eigentlich eine tolle Chance für dich.“ Kai erwidert lustlos: „Ja schon, aber die vielen Überstunden, bis alles läuft …“. So zieht sich das Gespräch noch eine ganze Weile. Zwar kann Tina Kai schlussendlich für die Aufgabe gewinnen, jedoch ist sie nach dem Gespräch fix und fertig.

Was hat sie falsch gemacht?

Wer es nicht schafft, auch mit seiner Körpersprache zu überzeugen, hat unerwartete Widerstände zu überwinden. Stellen Sie sich einen Mann mit eingezogenem Kopf und hängenden Schultern als James Bond vor. Schwierig, oder? Präsenz und Profil passen nicht.

Regisseur oder Assistent?

Kommen wir zu unserem Beispiel zurück. Tina hat ihre Rolle noch nicht gefunden, ihr fehlt der Mut, die Führung zu übernehmen und ihre Autorität einzusetzen. Ihre Körpersprache ist unsicher, sie spricht viel und leise, rechtfertigt sich. Ihre Sätze sind gespickt mit „ähs“ und „eigentlichs“, Konjunktiven statt klaren Aussagen. Kai spürt, dass Tina im Tiefstatus ist. Er reagiert instinktiv auf ihre Unsicherheit: spricht lauter als sie, fragt nach, fordert, unterbricht. Seine Gestik ist raumgreifend, die Haltung aufrecht, der Blick manchmal sogar etwas von oben herab. Er ergreift den Hochstatus. Damit übernimmt Kai aus der Not heraus eine Rolle, die ihm nicht zugedacht ist. Eine solche Konstellation kann im weiteren Projektverlauf zu vielerlei Schwierigkeiten führen.

Hoch- und Tiefstatus – Yin und Yang

In jeder Kommunikation wechseln sich Hochstatus und Tiefstatus mehrmals ab. Das hat nichts mit guter oder schlechter Gesprächsführung oder Hierarchieebenen im Unternehmen zu tun. Der Status hängt ganz allein davon ab, was Sie in Ihrem Gespräch erreichen wollen. Dabei ist es ganz natürlich, dass Sie Ihre Position immer wieder wechseln. Wichtig ist, dass Status und Rolle stimmig sind.

Beispiel:

Tina hat einen Termin mit ihrem Chef, Egon. Sie kommt zu seinem Büro und bleibt an der Türschwelle stehen. Sie ist im Tiefstatus und wartet daher, bis er reagiert. Schließlich ist es sein Büro. Egon – gerade im Hochstatus – winkt sie herein, bietet ihr einen Stuhl an und erteilt ihr das Wort mit der Frage: “Wie läuft das Projekt?“ Damit übergibt er Tina den Hochstatus. Sie antwortet: „Äh, ja, also ich, ähm, bin eigentlich ganz zufrieden mit dem derzeitigen Stand.“ Sie senkt oft den Blick, knetet ihre Finger und rutscht auf dem Stuhl unruhig hin und her. Damit vermittelt sie ihrem Chef, dass sie die Situation nicht im Griff hat. Er hat das Gefühl, ihr helfen zu müssen, und übernimmt wieder den Hochstatus, den er eigentlich in Tinas Hände gelegt hatte. Das Gespräch ist für beide unangenehm.

Solche Situationen können Sie vermeiden. Nehmen Sie in einem Gespräch den Hoch- oder Tiefstatus ein, erwartet Ihr Gesprächspartner, dass Sie ihn auch ausfüllen. Daher empfehle ich folgendes: Überlegen Sie, welchen Eindruck Sie vermitteln wollen und machen Sie sich die jeweiligen Statussignale bewusst. Signalisieren Sie Tiefstatus, wenn Sie Ihrem Gesprächspartner den Raum überlassen wollen, und Hochstatus, wenn Sie selbst das Gespräch leiten möchten.

8 Tipps: So führen Sie Regie

Manchmal erfordert es die Situation, dass Sie die Führung übernehmen. Dass Sie agieren statt nur zu reagieren. So kann es gelingen:

  • Denken Sie vor jeder Situation darüber nach, ob Sie Sicherheit ausstrahlen (Hochstatus) müssen. Und halten Sie sich Ihr Gesprächsziel vor Augen.
  • Formulieren Sie verständliche, präzise Aussagen. Ohne „äh“ oder „vielleicht“. Nicht: „Eigentlich steht diese Aufgabe noch an“, sondern „Diese Aufgabe steht noch an.“
  • Rechtfertigen Sie sich nicht. Fragen Sie stattdessen nach, beispielsweise: „Was hindert Sie daran, diese Aufgabe zu übernehmen?
  • Halten Sie die Einwände aus und bleiben Sie standhaft. Beispiel: „Ja, ich verstehe Ihre Bedenken, und es führt kein Weg daran vorbei, dass Sie diese Aufgabe umsetzen.“ Danach nichts mehr erklären oder abschwächen.
  • Schauen Sie Ihren Gesprächspartner an.
  • Gönnen Sie sich selbst Pausen zum Nachdenken, bevor Sie sprechen.
  • Setzen Sie große Gesten. Damit nehmen Sie Raum ein und signalisieren Hochstatus.
  • Nehmen Sie einen festen Stand ein bzw. sitzen Sie ruhig und aufrecht.

Wenn Sie Ihren Führungsanspruch durch den Hochstatus in Stimme, Sprache, Körpersprache und Mimik ausdrücken, akzeptieren Ihre Mitarbeiter Sie viel schneller. Sie stellen Ordnung her, geben Sicherheit und erleichtern letztendlich allen die Zusammenarbeit.

Erfahrungen & Bewertungen zu Christine Eschlbeck